Verborgene Kunstoase im Herzen von Garbenteich
Künstlerin Yvonne Nordhaus-Wentzel hat mit ihrem Mann ein Idyll aus Natur und Kunst geschaffen
POHLHEIM/MITTELHESSEN (rge/ger/rg), September 2015
Schönheit ist nicht immer auf den ersten Blick sichtbar. Sie versteckt sich manchmal hinter Toren und Mauern. Ein besonderes Juwel dieser verborgenen Schätze ist in Garbenteich zu finden. Dort gibt es inmitten des wohl ältesten Teils des Pohlheimer Stadtteils einen Ort der Ruhe, der Inspiration aus Kunst und Natur, den man am Wenigsten dort vermutet hätte. Es ist eine Kunstoase inmitten von kräftigem Grün und altem Fachwerk, die die Künstlerin Yvonne Nordhaus-Wentzel gemeinsam mit ihrem Ehemann Rolf geschaffen hat. In ihrem Atelier in der Scheunengalerie, als Zentrum ihrer künstlerischen Kreativität, kann sie so in dieser kleinen abgeschiedenen Welt an ihren Werken arbeiten, die im In- und Ausland zu sehen sind.
1974 kam die geborene Flensburgerin nach Garbenteich und verliebte sich zugleich in das kleine Haus in der Schiffenbergstr. 14. Es war der ehemalige Wirtschaftshof des Klosters Schiffenberg mit drei kleinen Gehöften, die sie Zug um Zug nach ihrem Geschmack umbaute. Es entstand eine Idylle auf rund 1.000 Quadratmetern Grundstück, die mit dem Kauf der Scheune vervollständigt wurde. Sie beherbertgt heute das Atelier und die Galerie. Im Scheunenspeicher hat ihr Mann zudem seinen ungestörten Platz für das Hobby des Modelleisenbahnbaus gefunden.
Kommt man in den Hof des Hauses eröffnet sich einem der Blick auf eine weitläufige Gartenanlage, in deren Mitte ein kleiner Teich mit Bachlauf ist, der Libellen und Vögel anzieht. Fröhliches zwitschern, kein Autolärm stört diesen Ort der Ruhe, der von hier aus auf den Betrachter ausstrahlt. Geht man die leichte Steigung auf dem gepflasterten Weg in der parkähnlichen Anlage zu der alten Scheune entlang öffnet sich der Blick auf die umliegenden Dächer im alten Garbenteich. Ruheplätze lassen den Blickwinkel auf andere Details der Anlage schweifen. Sanft plätschert der Lückebach entlang der Scheune, der sich aus dem Dunkel der Kanalrohre wieder den Weg in sein altes Bett sucht und in Richtung Watzenborn-Steinberg und Linden weiter fließt.
Das ist der Ort an dem Yvonne Nordhaus-Wentzel ihre Inspirationen findet um Ideen, Szenen und Träume auf Leinwand und Papier zu bringen. Hier arbeitet sie handwerklich und vor allem künstlerisch. Auch befreundete Künstlerinnen kommen aufgrund dieser Umgebung gerne hierher, um mit ihr in der Idylle zu malen.
Angefangen hatte sie ihre Kunstkarriere allerdings mit der Töpferei, damals im Unteren Hardthof in Gießen, verrät sie. Vor 30 Jahren entdeckte sie dann die Malerei für sich als Leidenschaft. Sie besuchte Kurse des deutschen Malers und Grafikers Günther Hermann, der unter anderem auch durch seine Radierwerkstatt in Fronhausen bekannt wurde. Dort lernte sie die Skizzenmalerei. An der Justus-Liebig-Universität war sie beim Kunstunterricht von Prof. Johanna Staniczek und lernte viel über Maltechniken aus deren Kunstpraxis. Jeden Sommer besucht sie die Marburger Sommerakademie. Im Winter lernt sie neue Sichtweisen bei der dänischen Künstlerin Susanne Ahrenkiel.
„Kunst ist der Bus und nicht die Haltestelle!“ sagt Nordhaus-Wentzel. Und so ist sie nicht statisch auf eine Sichtweise oder Technik beschränkt. Ihre Motivation ist mit der Kunst auf ihre jeweilige Stimmung und die Umwelt einzugehen. Bilder entstehen bei ihr aus der Beobachtung von Natur, Menschen und Ereignissen, die sie mit ihren Emotionen und dem Einfühlungsvermögen verbindet. Die Farben und Formen begeistern sie. Neben Bleistiftzeichnungen sind Acrylmalereien und Collagen die bevorzugte Ausdrucksform ihrer meist gegenständlichen wie abstrakten Kunst.
Ein beliebtes Objekt der Malerei sind Bäume, die für sie Leidenschaft, Kraft und Beständigkeit symbolisieren, aber auch Schutz. Dessen Schatten spendende Krone inspirierte sie auch bei ihrem jüngsten großen Baumwerk, als die Augustsonne gnadenlos vom Himmel bei fast 40 Grad über Pohlheim strahlte. Die Farben und Formen der Natur begeistern sie. Oft stellt sie sich die Frage „Was ist, wenn wir die Welt kaputt machen?“ Eines ihrer Bilder zeigt die Erde getragen von einem beschädigten Ballon aus Gebäuden, dem sie den Titel „Immobilienblase“ gegeben hat. Eine Erinnerung an die Immobilien- und Bankenkrise 2008. Im Gegensatz dazu stehen dann Bilder von Pflanzen, die die immer währende Kraft des Lebens darstellen. Ihre Kunst war schon oft Gegenstand von Predigten, wie in der Grünberger Stadtkirche in der ihr großer Engel mit Schuhen zu sehen ist oder beim jüngsten Gottesdienst in Garbenteich beim Dorffest mit einer Baum-Collage, berichtet sie. Aber auch Akt- und Tieraufnahmen gehören zu ihrem Repertoire ebenso wie Stillleben. Namen ihrer Bilder sind unter anderem „Dorfbulle“, „Platzhirsch“, „Einhorn“ oder z.B. „Weggehen/Ankommen“. Dieses Bild zeigt die Menschen auf der Flucht mit ihrer Sehnsucht auf ein Zuhause.
Über 650 Werke hat sie bisher geschaffen, um damit die Menschen glücklich zu machen, sagt sie. Ihre Werke hängen in Berlin in Bürogebäuden als auch in Frankfurt. In der Main-Metropole ist in einer der Bankentürme ihr Schöpfungszyklus in drei Bildern zu sehen. Sie selbst findet in ihrer Kunst Ruhe, Ausgeglichenheit und Zufriedenheit und will noch viele Jahre weiter malen.
Wer Interesse an der Malerei in der Kunstoase inmitten von Garbenteich hat, kann gerne mit Yvonne Nordhaus-Wentzel persönlich Kontakt unter Telefon (06404)1464 oder per Mail aufnehmen und einen Termin vereinbaren. Sie freut sich über Besucherinnen und Besucher.
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